Mittwoch, 19. März 2014

Rezension Das Mädchen mit dem Haifischherz von Jenni Fagan



  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Kunstmann, A (12. März 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • Originaltitel: The Panopticon

  • Kurzbeschreibung: Anais Hendricks ist fünfzehn und sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos. Ihre Schuluniform ist blutverschmiert, und am anderen Ende der Stadt liegt eine Polizistin im Koma. Doch Anais kann sich da an nichts erinnern. Jetzt ist sie auf dem Weg ins Panoptikum, eine Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche, die für das Waisenkind am Ende einer langen Kette von Heimen und Pflegefamilien steht. Das Panoptikum, ein ehemaliges Gefängnis im Niemandsland der Provinz, scheint wie gemacht für Anais, die mittlerweile sowieso denkt, sie sei ein Experiment, das Objekt einer Reihe von Versuchen, die zeigen sollen, wann ein Mensch zerbricht. Während Anais mit ihrer schwierigen Vergangenheit ringt und sich mit Mut und Fantasie durch ein Fürsorgesystem boxt, das ihr einen Schlag nach dem anderen versetzt, findet sie in den anderen Jugendlichen des Panoptikums fast so etwas wie eine Familie. Eine Familie, die sich ihre eigenen Mythen und Legenden schafft und deren Bande stärker sind als das System, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Es sei denn, du hast ein Haifischherz und Freunde, die dir helfen, ihm zu folgen ...



    Meine Meinung
    Laut der Kurzbeschreibung klang dieses Buch nach einem typischen Teenager-in-der-Problemphase-Buch. Vielleicht ein kleines bisschen krasser, denn in einer Anstalt landet ja nicht jeder. Allerdings hat es mich überrascht, überrumpelt und auch etwas angeekelt. Anais ist junge 15 Jahre und hat schon über 40 Straftaten begangen. Für einen normalen Durchschnittsbürger ist das schwer nachzuvollziehen und echt schwere Kost. Und so ging es 320 Seiten weiter. Anais kam in diese Anstalt, nachdem sie angeblich eine Polizistin ins Koma geprügelt hatte. Eine weitere Straftat würde für sie die geschlossene Anstalt bedeuten. Davor hat sie allerdings große Angst.

    Anais ist .. schwer zu beschreiben. In einem Moment wirkt sie unheimlich fremd, gleichgültig und macht einfach, was sie will. In anderen Momenten denkt sie über die Welt nach, dass sie niemals Kindern etwas antun würde und es unverantwortlich findet, aber auch über Gott und über Schicksal. Dennoch, und für mich irgendwie aus unerfindlichen Gründen, geht sie manchmal aus dem Internat und lässt sich ganz leicht provozieren und schlägt zu. Im nächsten Moment weiß sie gar nicht mehr, was und wieso sie das gemacht hat. Anais soll an einer Identitätsstörung leiden und würde das Verhalten erklären, allerdings wirkt es verstörend und manchmal nicht nachvollziehbar. Man fragt sich, was in diesem Kopf vorgeht. Das verrät Anais uns ja auch viele Male, aber ich muss zugeben, dass ich das manchmal gar nicht hatte wissen wollen. Oft hatte ich zu schlucken, ein flaues Gefühl im Magen oder vor Ekel die Nase gerümpft.

    In der Anstalt sind noch einige andere Mädchen und Jungen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen im Panoptikum sind. Sie wirken, wie Anais, aber in nicht ganz so ausgeprägter Weise, manchmal einfach nur wie gestörte Gören, im nächsten Moment wie kleine Kinder, die vor'm TV sitzen. 

    Die Sprach- und Schreibweisen der Protagonisten sind schwierig. Man kann es nicht flüssig lesen, weil es einfach ziemlich verkorkste Sätze und Gedanken sind. Die Teenager unterhalten sich in selten freundlichen Tönen und Worten miteinander, sodass man sich gerne Harmonie und Geselligkeit wünscht. Man weiß auch nie so richtig, wo die Geschichte hingeht und hinführt. Mal folgt ein Ausflug, mal ein Spaziergang, aber wo soll es enden. Das habe ich mich oft gefragt.

    Wenn man das alles so liest, fragt man sich vielleicht, ob man dieses Buch denn echt lesen will. Ich muss sagen, dass man sich schon auf etwas Schwieriges einlassen muss und es nicht in einem Rutsch oder mal nebenbei durchlesen kann und sollte. Dennoch soll dieses Buch vielleicht ja auch gar nicht schön und blümchenhaft sein, sondern das Leben von nicht geliebten Kindern und solchen, die viele schlimme Dinge erlebt haben, verbildlichen und dem Durchschnittsbürger näher bringen.

    Fazit                                                                                                                                                                           

    "Das Mädchen mit dem Haifischherz" ist definitiv keine leichte Kost. Schwierige Protagonisten mit noch absurderen Gedanken und gestörten Gefühlswelten werden von Frau Fagan in ebenso schonungslos nackter Schreibweise auf's Papier gebracht. Ich weiß trotzdem nicht ganz, ob es mir gefällt, aber es bleibt mir auf jeden Fall in Erinnerung und das schafft nicht jedes Buch. Deswegen 3,5/5 Punkte.

    Danke Antje Kunstmann V. !

    6 Kommentare:

    1. Hi Liss!
      Also ich möchte das Buch ja unbedingt lesen. Deine Rezension ist die erste, die ich dazu gelesen hab und ich muss sagen, ich bin jetzt noch neugieriger wie es mir gefallen wird! Ich glaube, ich habe überhaupt kein Problem mich darauf einzulassen =). Ist dieses Buch eigentlich ein alleinstehendes Werk?

      LG
      Anja

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      1. Das höre ich gerne. :)
        Ich weiß zumindest nichts von einem Folgeband und das Ende ist auch abgeschlossen. Ich denke das ist ein Einzelband.
        Liebe Grüße. :)

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    2. Oh je. Ich hab sowas schon geahnt! Aber jetzt wo ich das gelesen habe, kann ich dementsprechend an das Buch herantreten.
      Auf jeden Fall ist das eine sehr gute Rezension! Ich bin sehr gespannt auf das Buch...

      Liebe Grüße,
      Kathi

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      1. Hehe ja, ich hatte es nachdem ich angefangen hatte zu lesen, auch schon so einige Kommentare gelesen und gemerkt, dass es nicht so ganz einfach ist. :D
        Danke dir. Viel Lesevergnügen, falls du es lesen willst. :)
        LG, Liss

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    3. Mir geht es ähnlich mit diesem Buch. In Erinnerung bleiben wird es mir sicher länger, so richtig gefallen hat es mir aber leider auch nicht. Ich konnte es daher leider auch nur mit drei von fünf Büchern bewerten. Trotzdem finde ich, dass es durchaus lesenswert ist.

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      1. Jap, irgendwas hat es. Und es bleibt einiges hängen.
        Schwierig. ;D
        LG :)

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